Man kann über die Weise, wie in Deutschland Planungsprozesse umgesetzt werden, trefflich streiten. Die Neuauflage des Flächennutzungsplans für Treuchtlingen hinterlässt aber schon auf den ersten Blick eine ganze Reihe offener Fragen, die nicht ohne kritische Nebenbemerkungen stehen bleiben können.
So geben selbst die Planer zu, dass die gerade einmal zwei Jahre alten demographischen Prognosen schon nicht mehr stimmen. Damit fällt die wesentliche Grundlage für den kompletten Plan mit Pauken und Trompeten durch. Überhaupt sind diese Prognosen stets nur eine Art „Kaffeesatzleserei“, da sie dynamische, nicht vorhersehbare Entwicklungen niemals erfassen können – in der heute eher unruhigen weltpolitischen Lage schon gleich gar nicht.
In dem Planwerk, das schon arg theoretisch ist, fehlen zudem ganz wesentliche Punkte, die noch viel mehr Grundlage der Ortsentwicklung sein sollten, als technokratische Auffassungen: nämlich die sozialen Gebilde. So bildet jedes Dorf eine soziale Einheit. Jeder Ortsteil und auch die Kernstadt haben eigene, oft sehr unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse. Das mag mal ein Dorfgemeinschaftshaus sein, mal ein dringend benötigtes Baugebiet, mal landschaftlicher Schutz. An demographischen Zahlen allein ist das jedoch nicht abzulesen – und im Rahmen allgemeiner Aussagen aus München oder Ansbach schon gar nicht zu beurteilen.
So wichtig die vielen äußeren Faktoren auch sind – im Zentrum des Handelns sollte immer der Mensch mit seinen Bedürfnissen stehen. Was in der Stadtratssitzung präsentiert wurde, bot insofern wenig Neues. Die Bürger und auch die Ratsmitglieder kennen die Stärken und Schwächen Treuchtlingens und wissen, dass es hier eine tolle Landschaft, aber auch einen großen Auspendler-Überschuss gibt. Der Planungsprozess, der nun hier angestoßen wird, ist deshalb ein sehr zentralistischer und theoretischer Ansatz, der morgen bereits in Teilen überholt sein wird – wenn zum Beispiel eine Umgehung gebaut wird, eine Dorferneuerung angestoßen wird, oder wenn aus heiterem Himmel ein Großbetrieb an die Tür klopft.
Wie sinnhaltig der Flächennutzungsplan ist, zeigt auch das Beispiel des gescheiterten Bürgerwindparks bei Auernheim. Dieser ist im Flächennutzungsplan als Konzentrationszone für Windkraft ausgewiesen. Einige Vögel waren aber am Ende stärker als alle Planerei. Insofern stellt sich die generelle Frage, ob die großangelegte Überarbeitung eines kompletten Flächennutzungsplans der richtige Weg ist. Es erscheint sinnvoller, dies in einem stetigen Prozess zu tun und Änderungen immer dann vorzunehmen, wenn sie vorgenommen werden müssen.
Nicht falsch verstehen: Flächennutzungspläne sind nicht überflüssig. Mit ihnen werden Weichen für die Zukunft gestellt. Über die Art und Weise, wie sie aufgestellt werden, und darüber, welche Schwerpunkte dabei eine Rolle spielen, sollte jedoch intensiver diskutiert werden.